Homiliar des Paulus Diaconus

Kurzbeschreibung: Die Handschrift aus Springiersbach enthält ein Homiliar des Paulus Diaconus. Ein Homiliar erklärt das Evangelium. Dazu passt gut, dass der Codex von zahlreichen farbigen Miniaturen geschmückt wird, die den Text veranschaulichen. Allein schon dieser Zusammenhang von Bild und Schrift macht die Handschrift aus kommunikationstheoretischer und pädagogischer Sicht höchst interessant. Auch der Einband weist Besonderheiten auf: der vordere Einbanddeckel wird von einem kupfernen Adler geschmückt.

Handschrift Homiliar des Paulus Diaconus Hs. 261/1140 2°, Stadtbibliothek Trier

Handschrift Homiliar des Paulus Diaconus Hs. 261/1140 2°, Stadtbibliothek Trier

Wissenswertes: Die abgebildete Initiale zeigt den Buchstaben „Q“, in dessen Inneren sich der auferstehende Christus präsentiert. Auf dem Querbalken des „Q“ ist eine Person im Profil zu sehen, die auf ihrem Rock den Text: „Engilbertus pictor et scriptor“ („Der Maler und Schreiber Engilbert“) trägt. Dies verweist auf eine wichtige Feststellung: der Autor eines Textes, der Schreiber/ Kopist und in der Regel auch der Buchmaler waren nicht zwangsläufig eine Person. Während der (Ursprungs)-Text von Paulus Diaconus stammte, war Engilbertus derjenige, der den Text kopierte und in diesem Fall mit Miniaturen ausgestaltete. Hartmut Hoffmann vermutet, dass es sich bei Engilbertus aufgrund seines kurzen Rockes um einen nichtgeistlichen Laien handelt, der seine Fertigkeiten gegen Bezahlung anbot. Die Selbstnennung des Schreibers zu dieser Zeit ist keinesfalls selbstverständlich und zeugt von einem wachsenden Selbstbewusstsein bezüglich des individuellen Wertes des eigenen Tuns.

Signatur: 261/1140 2°

Datierung: Beginn des 12. Jahrhunderts

Restaurierungsmaßnahmen: Ganzflächige Trockenreinigung des Buchblocks mit weißem Schleier auf der Schrift und mechanische Entfernung von Wachsflecken; Glättung von Knicken; Sicherung von Rissen und Fehlstellen; Klebemittelrückstände reduzieren; Sicherung alter Reparaturen; Rostschäden im Papier reduzieren, neutralisieren und sichern, im Pergament nur sichern; Ergänzung von drei ausgerissenen Blättern des hinteren Vorsatzes; Trockenreinigung des Einbandes; wenn möglich, sollte der Wurmfraßschaden in beiden Holzdeckeln ausgekittet werden; Lederergänzungen an den Ecken, den unteren Deckelkanten und mehrfach am Rücken.

Geschätzte Restaurierungskosten: 1830,-€